Am 10. September 1998 waren Jutta und ich auf und am World Trade Center. Wir waren 10 Tage in New York, und besuchen das WTC natürlich. Jutta filmte mit ihrer Sony-Kamera. Oben erlebten die Menschen natürlich die fantastische Aussicht, aber auch unten war, jedenfalls an diesem Tag, eine schöne entspannte Stimmung. Eine Band spielte, ein Pärchen tanzte dazu. Wir nahmen an, dass viele Menschen, die in den Zwillingstürmen oder in den Häusern drumrum arbeiteten, hier ihre Mittagspause verbrachten. Ich weiss nicht genau, warum mich, wie Millionen anderer Menschen, der
Anschlag der Terroristen, so sehr viel mehr bewegte, als ich ihn bzw. seine direkten Folgen 3 Jahre und einen Tag später am Fernsehen verfolgte. Es hatte bestimmt damit zu tun, dass dieser Ort, seine Stimmung und das Verhältnis von New Yorkern und Touristen zu diesem Ort mir vertraut schien, auch wenn ich ihn ja nur kurz wirklich erlebt und ein Verhältnis zu ihm bekommen hatte. Es war weit weg, und dennoch so, als wäre so etwas schreckliches nicht weit von mir geschehen. im Vergangenen Jahr habe ich aus vielen Videos von Straßen- und Kneipenmusikern und privatem Musikmachen aus mehreren Ländern einen Film zusammengeschnitten – die Videos waren fast alle mit dem Handy gefilmt – außer diesem vom 10.9.1998, das auch den Zusammenschnitt eröffnet. Hier ist es als Solo-Video zu sehen. Jutta meinte: Wir sollten ihn 20 Jahre später online stellen – vielleicht gibt es unter denen, die damals Mittagspause machten oder warum auch immer gerade am World Trade Center an diesem Tag 3 Jahre vor dem tödlichen Anschlag waren, jemand, der sich darüber freut, sich darin wieder zu sehen – an einem Ort, den es so seit 20 Jahren nicht mehr gibt.
Autor: Christoph Käppeler
„Welcome to Kabul“ – ein Schild, das man nicht mehr braucht?
1. April 2011 – Das Schild gibt es immer noch – ich habe es heute in einem Bericht vom militärischen Teil des Flughafens in Kabul gesehen. Menschen, die hier ankamen, haben sich gerne vor diesem Schild fotografieren lassen. Jetzt ist es ein Zeugnis anderer Zeiten – niemand mehr macht hier fröhliche Ankunfts- oder vielleicht auch Abschiedsfotos. Weiterlesen
Wahlkampf-Nichtigkeiten – Tagebuch
Laschet: Text vergessen. Umfragen: Spannend wie ein Pferderennen. Was ist böse an einem Lastenfahrrad? Grünen-Video – geschickt gemacht wie Seitenbacher-Werbung?
Oft passiert nichts wirklich interessantes in diesem Wahlkampf. Obwohl man sich immer mal, wenn man wollte, über den einen oder anderen aufregen könnte. Der CDU/CSU-Kanzlerkandidat macht wirklich oft seltsame Dinge. Eine „Focus“-Reporterin z.B. hat ihn interviewt, er solle ihr doch mal sagen, was die für ihn wichtigsten Ziele seines Wahlprogrammes sind. Er spult zwei ab (Digitalisierung, und der Klimawandel, gegen den er, so klingt es, vor allem durch Bürokratieabbau vorgehen will. Ein uralt anmutendes Politiker-Wahlkampf-Gebräse, finde ich, anödende millionenfach abgespulte Schlagwörter, die man als mittlerweile gewohnte ärgerliche intellektuelle Zumutung resigniert hinnimmt, höchstens immer wieder mit einem gewissen Staunen, dass der Mann nicht mittlerweile sich fit gemacht hat mit wohlklingenderen Phrasen, die einen wenigstens beruhigen könnten, dass er nicht
Wie der Strom nach Fargambow in Nordafghanistan kam (2010)
2010, auf einer Journalistenreise nach Afghanistan, die das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (was häufig noch als „Entwicklungshilfeministerium“ bezeichnet wird, besuchten wir unter anderem auch den kleinen Ort Fargambow, in der Provinz Badakhshan im Norden Afghanistans. Größte Stadt in dieser Provinz ist Faisabad – auch hier waren damals noch Bundeswehrsoldaten stationiert. Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), wie sie damals noch hieß – heute gibt es die GIZ – hatte dort ein kleines Wasserkraftwerk gebaut: Erstmals bekamen die Menschen hier Strom.
Mein Audio-Beitrag vom 28. Juli 2010 „Fargambow (Afghanistan) hat seit gestern Strom“
Auch der Kollege Philipp Neumann war damals bei dieser Reise mit dabei. Und wir waren quasi dabei, wie sie hier das bekamen, was für uns einfach eine Selbstverständlichkeit ist. Ein Rätsel allerdings blieb für mich – und ich hatte irgendwie vergessen, angesichts der Freude der Menschen über ihr ganz neues Leben mit der Elektrizität – wie sie vorher ihre Smartphones aufgeladen hatten, die sie nämlich schon gehabt hatten, bevor der Strom dorthin gekommen war. Ich vermute, es hatte damit zu tun, dass einige Wohlhabendere im Dorf schon Dieselgeneratoren hatten, also letztlich doch schon mal elektrische Geräte betrieben konnten. Für die allermeisten aber war es ganz neu, sie freuten sich wie Kinder und warfen Bonbons als Zeichen dieser Freude über die Delegation aus meist Deutschen.
Weiterlesen
Masar-i-Sharif: 2010 noch „Boomtown“, bald in Taliban-Hand?
Die islamistischen Taliban rücken im Norden Afghanistans auf die nördliche Metropole Masar-i-Sharif vor. Hier hatte die Bundeswehr bis vor wenigen Wochen ihr Hauptquartier in Afghanistan, bis zu ihrem Abzug. Viele befürchten, dass die Tailiban auch diese Stadt bald erobert haben werden. So wie Kunduz, und, so wurde es heute bestätigt, die Provinzhauptstadt Faisabad – auch hier war bis 2014 die Bundeswehr stationiert. Alle drei Orte hatte ich, im „Pressetross“ des damaligen Entwicklungsministers Dirk Niebel (FDP), besucht. Damals war es im Norden des Landes relativ „friedlich“; es gab in Masar-i-Sharif und Faisabad kaum Anschläge; Kunduz allerdings war schon damals gefährlicher. Niebel und die ganze Delegation standen unter dem Schutz der Bundeswehr, dazu auch noch eigene Leibwächter für den Minister.
Im Jahr vorher war ich schon einmal in Afghanistan gewesen: Diesmal ohne Bundeswehr. Diese Journalistenreise war vom deutschen Entwicklungsministerium organisiert worden. Mögliche Weiterlesen
Einfach ein „Furz“ oder der Versuch eines Rufmordes?
Der Plagiatsjäger Stefan Weber hat einen „Plagiatsfall Baerbock“ festgestellt. Mit mehreren „Urheberrechtsverletzungen“, die Annelena Baerbock in ihrem gerade erschienen Buch „Jetzt“ begangen haben soll. Ob das so stimmt, ist im Grunde genommen egal: Denn das wichtige sind ja die Schlagzeilen, die aus solchen Vorwürfen entstehen und dankbar von überwiegend sehr rechten Medien aufgenommen werden. Und die könnten ihre Wirkung haben. Schlagzeilen bei „Focus“ („Schwere Plagiatsvorwürfe gegen Baerbock: Teile von Buch abgeschrieben?“), ein Sofortkommentar von „Bild“, und sogar die „ZDF-Heute-Show“ macht mit bei etwas, was selbst den politischen Gegner von Baerbock, den CDU-Europa-Abgeordneten Dennis Radtke befremdet.
„Bei der Kritik geht es nicht um einen justiziablen Vorgang, sondern um die Frage, ob Baerbock sauber und ehrlich gearbeitet hat. Diese Vorwürfe will man entweder aufklären und ausräumen – oder eben nicht.“ Mein @BILD Kommentar zu #Baerplag pic.twitter.com/I7S5ETecLh
— Paul Ronzheimer (@ronzheimer) June 29, 2021
Wenn einer für die Abteilung Attacke Sympathie hat,dann ganz sicher ich. Die neuen Vorwürfe gegen #baerbock finde ich aber grotesk. Man muss nicht aus jedem Furz einen Knall machen. Ihr Buch ist keine Dissertation u verzichtet scheinbar generell auf Quellen u Verweise.#Baerplag
— Dennis Radtke (@RadtkeMdEP) June 29, 2021
Plagiatsvorwürfe: Annalena #Baerbock soll für ihr Sachbuch unter anderem vom Spiegel abgeschrieben haben.
Hoffentlich nichts von Claas Relotius. #Baerplag— ZDF heute-show (@heuteshow) June 29, 2021
Die Grünen reagieren heftig auf die #Baerplag-Vorwürfe. »Das ist der Versuch von Rufmord«, sagt ein Sprecher. Baerbock hat Christian Schertz eingeschaltet. Der sagt: »Ich kann nicht im Ansatz eine Urheberrechtsverletzung erkennen«. (Der Überblick gleich @derspiegel).
— Jonas Schaible (@beimwort) June 29, 2021
Nur mal kurz für alle, da es wieder Leute gibt, die nichts inhaltliches zum Klimawandel beitragen können und sich deshalb wieder zum 🤡machen unter #Baerplag: pic.twitter.com/vOR5zuVEDQ
— Silvi (arrogant) 🌻🇺🇳♀️🌱 (@silv_den_) June 29, 2021
Mein Fazit, nachdem ich mir die Mühe gemacht habe (die man eigentlich für sinnvollere, wichtigere Themen und Debatten verwenden sollte), mal ein wenig nachzurecherchieren, wie gravierend und Weiterlesen
Auf die Plätze! Fertig! Los! Wahlkampf wie ein Pferderennen
Verstehen sich manche „Journalist*innen mehr als eine Art Sportreporter*innen denn als politische Berichterstatter? „Auf die Plätze, fertig, los! Wahlkampf wie ein Pferderennen“: mit Frank Brettschneider @UniHohenheim und meiner Kollegin @bibiana_barth: https://t.co/LKdgpVTXdR
— Christoph Käppeler (@CKaeppeler) June 11, 2021
12. Juni 2008: Die Soziale Marktwirtschaft wurde 60
Und die „Initiative Soziale Marktwirtschaft“ gab zu: Ja, am Wohlstand nähmen die Menschen „nur sehr unterschiedlich teil“.
Heute genau vor 13 Jahren, am 12. Juni 2008, feierten Kanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Peer Steinbrück, Wirtschaftsminister Michael Glos „60 Jahre Deutsche Mark“, und damit „60 Jahre Soziale Marktwirtschaft“. Dabei auch Ex-Bundesbank-Chef Tietmeyer (INSM – ja, genau die INSM, die jetzt Grünen-Kanzerkandidatin Annalena Baerbock als „Verbieterin“ framen will: „Du darf kein Verbrenner-Auto fahren“, „Du darfst nicht fliegen“, „Du darfst nicht schöner wohnen“ und ähnliche Falsch-Paraphrasen)
Es war Finanzkrise.
Nicht nur Peer Steinbrück („Die wirtschaftliche Dynamik kam in den ersten Jahrzehnten Weiterlesen
Die kestîn und die Bösewichtin: „Gendergaga“ gibt es seit über 1000 Jahren
Was ist mit unseren Mitmenschen los, die plötzlich teilweise über tausend Jahre alte Wörter aus unserer Sprache entfernen wollen? Ach so: Sie denken, SIE müssten die Sprache vor neumodischem „rein ideologisch“ begründeten Wandel bewahren?
Die „Deutsche Tagespost“ stellte am 5. März 2021 die Online-Version des neuen Duden vor:
Tatsächlich: Da steht es ja: Irre, was der Genderwahn mit gestandenen Sprachkennern alles anrichtet, wenn er sie erst einmal erfasst hat: „Gästin“ – frisch aus dem Oberstübchen der verrückten Gender-Idioten in das renommierte und ehrwürdige Nachschlagewerk für deutsche Sprache und Orthographie, das damit auch infiziert ist. Schauderlich! Weiterlesen
Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai 2021
Im Jahr 2020 hat „Reporter ohne Grenzen“ mindestens 65 gewalttätige Angriffe auf Journalist*innen in Deutschland gezählt – fast fünfmal mehr als 2019, so ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in unserem Podcast. Die meisten Übergriffe gab es laut Mihr am Rande von „Corona“- bzw. „Querdenker“-Demonstrationen. Diese Zahl ergibt sich aus Meldungen an eine e-mail-Adresse von „Reporter ohne Grenzen“, bei der Journalist*innen Übergriffe unterschiedlicher Art melden können.
Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai 2021:
Zündfunke Corona – Wie gefährlich arbeiten Journalist*innen in Deutschland? Podcast von Céline Schäfer und mir.https://t.co/DPDhtSojuL— Christoph Käppeler (@CKaeppeler) May 3, 2021
Für unseren Podcast haben wir unter anderem mit David Peters gesprochen, der am 3. April bei einer „Querdenker“-Demo von einem der Teilnehmer geschlagen worden war:
Angriff auf den Journalisten @dap_dortmund aus der Demo heraus. „Verpisst euch hier, sonst klatsch ich euch eine“, sagte der aggressive Demoteilnehmer. Andere ziehen ihn weg. „Die sind das nicht wert.“ #s0304 #Stuttgart #Stuttgart0304 pic.twitter.com/XQuu5sIFYl
— Zeitungsverlag Waiblingen (@zvw_redaktion) April 3, 2021
Was Reporter*innen bei „Querdenker“-Demos alles erleben können, zeigt auch dieser Youtube-Zusammenschnitt eines Livestreams von Leon Enrique, der von einer solchen Demo am 16. April 2021 berichtet hat:
„Mal ganz ernsthaft: Was hat die Pressefreiheit im vergangenen Jahr denn geleistet?“
„Also ich hab relativ frei berichtet, außer auf Euren Demonstrationen, weil mir dort mit Schlägen gedroht wurde!“
„Die Versammlungsleitung möchte das eigentlich nicht, dass Du hier durchläufst“

