Von „gierigen“ und „wahnsinnigen“ Griechen – Journalismus kann sehr dunkel und eklig sein…

Ein „Zwischenruf“ von mir heute vormittag in „hr-info“.

Ich muss sagen: ich  (selber ja Journalist) fühle mich zunehmend unwohl, wenn ich die Zeitung aufschlage oder im Internet Kommentare zu Griechenland lese.

Manche haben da, finde ich, in den letzten Tagen den Pfad der journalistischen Tugend mutwillig verlassen.
Jan Fleischhauer zum Beispiel hat bei Spiegel Online geschrieben, er halte Alexis Tsipras und Finanzminister Varoufakis mittlerweile für einen Fall für den Psychiater. Alles deute darauf hin, meint Fleischhauer, „dass Tsipras und seine Leute ihren Wahn nicht mehr unter Kontrolle haben“. Weiterlesen

„Ort unfassbaren Leids“ – vor 70 Jahren wurde das KZ Auschwitz befreit

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. 70 Jahre ist dies jetzt her. Etwa 300 Menschen, die das Lager überlebt haben und heute noch leben, werden am Gedenken in Auschwitz selbst teilnehmen. Politiker sollen dabei nicht das Wort ergreifen.

ARD-Polen-Korrespondent Henryk Jarczyk hat zu diesem Anlass mehrere Beiträge gemacht. Unter anderem ein kurzes Feature mit dem Titel „Auschwitz – Ort unfassbaren Leids“. Darin lässt er polnische Überlebende des Massenmordes zu Wort kommen. Dazu erinnert er an den Todesmarsch, zu dem die SS die Insassen gezwungen hatte, als die Rote Armee dem Lager immer näher kam. Und schließlich hat Henryk Jarczyk die „Konservatoren von Auschwitz“ besucht – Wissenschaftler, die auch heute noch akribisch Weiterlesen

Ein frohes Neues Jahr 2015

Antilope Silvester 2014_cropEin frohes Neues Jahr 2015!

(Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass ab jetzt bis zum 25. Januar eine eklige „Pleitegriechen“-Kampagne der „Bild“-Zeitung bevorsteht, kann ich mich nicht uneingeschränkt aufs neue Jahr freuen. Dass sie bevorsteht, ist fast sicher: Schon gestern hat Paul Ronzheimer seine Hetze wieder aufgenommen: https://twitter.com/MichPant/status/549853051952320512/photo/1)

Selbsternannte Gedanken über „selbsternannt“

Das Wort ist von seinen Benutzern als schwere Herabsetzung gemeint; es  gibt sich die Anmutung, den Kritisierten in seiner Motivation zu entlarven. Es trifft aber fast immer voll daneben, weil es eigentlich gar kein Vorwurf ist:

„Selbsternannt“.

Das Wort erstaunt mich durch seine ausgesprochene Nicht-Prägnanz.

„Die Sprecher des Netzwerks, die Bundestagsabgeordneten Eva Högl und Martin Rabanus, hatten die ’selbsternannte Parteilinke‘ aufgefordert, ‚in die ‚Niederungen‘ der politischen Arbeit zurückzukehren, anstatt sich im Sandkasten um Förmchen zu streiten.'“ (n-TV 17.11.2014)

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Deutsches Gedenken: Jeder denkt nur an sich – nur ich denke an mich

Still und leise haben wir plötzlich gleich zwei neue Gedenktage für nach dem 2. Weltkrieg vertriebene Deutsche bekommen:

In Hessen und Bayern wird morgen, am Sonntag, dem 14. September, erstmals ein Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation begangen werden. Er soll an das „Unrecht, das Millionen Menschen nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs widerfahren ist“ erinnern, sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Erst am 27. August hatte das Bundeskabinett beschlossen, ab kommendem Jahr immer am 20. Juni einen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung bundesweit abzuhalten – das ist gleichzeitig der Weltflüchtlingstag, der 2000 von den Vereinten Nationen ausgerufen worden war.

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Hakenkreuz und SS-Runen am Helm – Nazi-Symbole bei der ukrainischen Armee

SS-Helm ZDF-Heute 08.09.2014

Hakenkreuz-Helm ZDF-Heute 08.09.2014Das hier sind Soldaten der ukrainischen Armee, offenbar des Asow-Bataillons, das aus rechtsextremistischen Freiwilligen besteht und das in die Armee übernommen worden ist. Heute gesehen in der „Heute“-Sendung im ZDF. Was soll man dazu noch sagen? Welche andere Erklärung gibt es für die demonstrative Verwendung dieser Symbole, als die, dass es sich bei diesen Kämpfern um Nazis handelt?

Nachtrag 12.9.: „Guardian“-Reporter Shaun Walker hat beim Azov-Bataillon bei Mariupol recherchiert: www.theguardian.com/world/2014/sep/10/azov-far-right-fighters-ukraine-neo-nazis (Gegen Putin spricht für Azov-Kämpfer Dmitry u.a., dass er „ein Jude“ sei. So wie Dmitry glaubten viele im Bataillon, dass die Ukraine es nötig hat, „dass ein starker Diktator an die Macht kommt, der viel Blut vergießen, aber in diesem Prozess die Nation einigen könnte“)

Nachtrag 2 12.9. Die Tatsache, dass in der Ukraine Verbände kämpfen, die bewusst die Symbole von SS und Nazis verwenden, welche millionenfach in ganz Europa gemordet haben, bewegt ZDF-Zuschauer und führt dazu, dass mehr Medien darüber berichten: http://www.tagesspiegel.de/medien/ukraine-konflikt-im-zdf-hakenkreuz-und-ss-rune-protest-von-zuschauern/10685462.html

Beseitigen, vernichten, elimieren: Wird die Sprache des Unmenschen wieder salonfähig?

„Sprache ist mehr als Blut“ zitiert Victor Klemperer Franz Rosenzweig am Anfang seiner Untersuchung „LTI – Notizbuch eines Philologen“, in dem er die Sprache des Dritten Reiches untersuchte – als noch kurz vorher durch dieses Regime verfolgter erstellte er darin so etwas wie ein „Wörterbuch des Unmenschen“.

„Kiew, den 06. Mai /Ukrinform/. Im Zuge des Antiterroreinsatzes in Slowjansk wurden am Montag nach Einschätzung der ukrainischen Streitkräfte mehr als 30 Terroristen beseitigt“. Weiterlesen