Die schönsten Verbotsideen: Fremdsprachenverbot zu Hause (CSU 2014)

Vor zehn Jahren kam aus der CSU eine Idee: Migranten sollten nicht nicht nur bei der Arbeit, in der Schule oder sonstwo in der Öffentlichkeit deutsch sprechen, sondern auch zu Hause. Warum nicht? Man übt die Sprache und unterstützt seine Kinder bei ihrem Erwerb. Aber per VERbot? Oder auch „nur“ als GEbot? Damit zerstört man sich doch sehenden Auges das immer wieder und selten mit Beispielen unterlegte Narrativ der „Verbotspartei“, die man selbst um Gottes Willen nicht sein will. Denn diese andere Partei, die wir gar nicht nennen müssen, die uns alles verbieten will, bekommt frei Haus die Möglichkeit zur Replik geboten: „Wir Verbotspartei? Selber!“

Meine Radioglosse damals, am 8. Dezember 2014:

Meine Frau und ich reden manchmal zu Hause Schwedisch. Es ist kein richtiges Schwedisch, wir können es eigentlich auch gar nicht so richtig, aber es ist quasi unser Privat-Schwedisch – ein echter Schwede würde uns kaum verstehen oder sich kaputtlachen über das, was wir da zusammenreden.

Es ist so eine schöne, nette Freiheit, die wir uns da in unseren Privaträumen leisten.

Aber ich gebe zu: es zerstört langsam, aber stetig unsere Fähigkeit, gutes Deutsch zu sprechen. Gerade im Radio ist das eigentlich besonders wichtig. Ich versaue mir also irgendwie mutwillig meine Sprachkompetenz, und die ist meine berufliche Basis.

Eine Kollegin von mir hörte die CSU-Idee am Samstag im Radio, als sie gerade fatalerweise mit ihrem Lebensgefährten griechisch sprach. Es fiel ihnen wie Schuppen von den Augen: „Was machen wir da eigentlich für einen Unsinn?“, fragten sich beide, schon auf Deutsch, und redeten den Rest des Tages in der in diesem Land nun mal ansässigen Sprache Goethes, Schillers und des Ehepaars Geissen.

Es ist ja kein böser Wille, dieses Fremdländischsprechen – es ist einfach der gewohnte Trott, aus dem man herausgerissen werden muss.

Gemeinsam haben wir deshalb die CSU-Idee weiterentwickelt: Ab 1. Januar 2016 müssen in allen Wohnungen „Deutschmelder“ aufgehängt werden. Der schlägt immer dann an, wenn in einer Wohnung fremde Idiome gesprochen werden, mit einem so schrillen, nervigen Signalton, der erst dann aufhört, wenn man ein an der Sprache der Tagesschau geeichtes Deutsch spricht. Fäkalausdrücke und Schweinkramworte – auf deutsch – sind ausdrücklich gestattet – denn das gehört nun mal wirklich zur Privatsphäre.

Im Auto kann diese Aufgabe von einem Zusatzmodul zum Navi übernommen werden, und eine Deutschmelder-App auf dem Smartphone kappt nach drei fremdsprachigen Worten automatisch die Verbindung.

Rechtsstaatlich ist diese Idee übrigens sauber: Denn es hört ja außer dem Deutschmelder niemand sonst per Leitung zu.

Man kann den Deutschmelder straflos für zehn Stunden im Monat ausschalten. Wenn man die Kinder etwa Englisch-Vokabeln abfragen muss. Oder wenn man mal die alte Mutter in Antalya oder Altötting anrufen muss, die kein Hochdeutsch kann.

Zehn Stunden im Monat darf ich dann auch mit meiner Frau unser peinliches Pseudoschwedisch sprechen – wir sind ja schließlich ein liberaler, toleranter Rechtsstaat!

 

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