„Welcome to Kabul“ – ein Schild, das man nicht mehr braucht?

1. April 2011 – Das Schild gibt es immer noch – ich habe es heute in einem Bericht vom militärischen Teil des Flughafens in Kabul gesehen. Menschen, die hier ankamen, haben sich gerne vor diesem Schild fotografieren lassen. Jetzt ist es ein Zeugnis anderer Zeiten – niemand mehr macht hier fröhliche Ankunfts- oder vielleicht auch Abschiedsfotos. Weiterlesen

Wahlkampf-Nichtigkeiten – Tagebuch

Laschet: Text vergessen. Umfragen: Spannend wie ein Pferderennen. Was ist böse an einem Lastenfahrrad? Grünen-Video – geschickt gemacht wie Seitenbacher-Werbung?

Oft passiert nichts wirklich interessantes in diesem Wahlkampf. Obwohl man sich immer mal, wenn man wollte, über den einen oder anderen aufregen könnte. Der CDU/CSU-Kanzlerkandidat macht wirklich oft seltsame Dinge. Eine „Focus“-Reporterin z.B. hat ihn interviewt, er solle ihr doch mal sagen, was die für ihn wichtigsten Ziele seines Wahlprogrammes sind. Er spult zwei ab (Digitalisierung, und der Klimawandel, gegen den er, so klingt es, vor allem durch Bürokratieabbau vorgehen will. Ein uralt anmutendes Politiker-Wahlkampf-Gebräse, finde ich, anödende millionenfach abgespulte Schlagwörter, die man als mittlerweile gewohnte ärgerliche intellektuelle Zumutung resigniert hinnimmt, höchstens immer wieder mit einem gewissen Staunen, dass der Mann nicht mittlerweile sich fit gemacht hat mit wohlklingenderen Phrasen, die einen wenigstens beruhigen könnten, dass er nicht

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Wie der Strom nach Fargambow in Nordafghanistan kam (2010)

2010, auf einer Journalistenreise nach Afghanistan, die das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (was häufig noch als „Entwicklungshilfeministerium“ bezeichnet wird, besuchten wir unter anderem auch den kleinen Ort Fargambow, in der Provinz Badakhshan im Norden Afghanistans. Größte Stadt in dieser Provinz ist Faisabad – auch hier waren damals noch Bundeswehrsoldaten stationiert. Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), wie sie damals noch hieß – heute gibt es die GIZ – hatte dort ein kleines Wasserkraftwerk gebaut: Erstmals bekamen die Menschen hier Strom.

Mein Audio-Beitrag vom 28. Juli 2010 „Fargambow (Afghanistan) hat seit gestern Strom“

Auch der Kollege Philipp Neumann war damals bei dieser Reise mit dabei. Und wir waren quasi dabei, wie sie hier das bekamen, was für uns einfach eine Selbstverständlichkeit ist. Ein Rätsel allerdings blieb für mich – und ich hatte irgendwie vergessen, angesichts der Freude der Menschen über ihr ganz neues Leben mit der Elektrizität – wie sie vorher ihre Smartphones aufgeladen hatten, die sie nämlich schon gehabt hatten, bevor der Strom dorthin gekommen war. Ich vermute, es hatte damit zu tun, dass einige Wohlhabendere im Dorf schon Dieselgeneratoren hatten, also letztlich doch schon mal elektrische Geräte betrieben konnten. Für die allermeisten aber war es ganz neu, sie freuten sich wie Kinder und warfen Bonbons als Zeichen dieser Freude über die Delegation aus meist Deutschen. Weiterlesen

Wahlkampf-Nichtigkeiten – Tagebuch

Wenn jemand Schmutzkampagnen im Wahlkampf macht, dann doch nicht die Parteien. Und auch nicht die Medien – höchstens mal deren Partner. Darf man Bündnis’90/Die Grünen mit Pol Pot vergleichen und Erzkatholikenkritiker mit Islamisten?

Der eigentliche Wahlkampf, der die Kandidatinnen und Kandidaten auf das gewünschte Maß zurecht-kampagnisiert, findet dieses Mal nicht zwischen den Parteien statt. Erstmal geriet die Springer-Presse in Verdacht, sie mache eine Anti-Grünen-Kampagne, speziell natürlich gegen die Kanzlerkandidatin (was natürlich nicht stimmen kann, seriöse Medien machen keine Kampagnen, ich vermute mal, das ist bei „Bild“ und „Welt“ nicht anders).

Die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ INSM griff, damit nicht irgendwas über Inhalte vom Parteitag von Bündnis’90/Die Grünen berichtet wurde, punktgenau mit einer gleich wieder vergessenen Kampagne Annalena Baerbock mit dem albernen, schiefen Bild von Moses an, der sich statt GE- VERbotstafeln bei Gott geholt hatte. Aber das war auch der Sinn der Kampagne.

Okay, sie wurde wegen allgemeinen Missfallens zu schnell beendet; da dauerte der Grünen-Parteitag noch an. Aber: falls „Welt“ und „Bild“ eine zentrale Schaltstelle für Wahlkampf-Spins hätten, was sie ja nicht haben können, weil sie Medien und keine Parteien sind, könnte man denken, dass sie ausgeholfen haben: „Bild“ und auch „WamS“ und „Welt“ fanden in einem Grußwort von Carolin Emcke an den Parteitag etwas, was absolut gar nicht drin war, aber nahmen sich die Meinungsfreiheit, es trotzdem zu finden, nämlich „Antisemitismus“.
Das hielt dann knapp bis Ende des Parteitages, und alles war gut. Robert Habecks Rede war weitgehend wirkungslos verpufft, dass belarussische Bürgerrechtlerinnen Grußwörter an die Grünen

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Masar-i-Sharif: 2010 noch „Boomtown“, bald in Taliban-Hand?

Die islamistischen Taliban rücken im Norden Afghanistans auf die nördliche Metropole Masar-i-Sharif vor. Hier hatte die Bundeswehr bis vor wenigen Wochen ihr Hauptquartier in Afghanistan, bis zu ihrem Abzug. Viele befürchten, dass die Tailiban auch diese Stadt bald erobert haben werden. So wie Kunduz, und, so wurde es heute bestätigt, die Provinzhauptstadt Faisabad – auch hier war bis 2014 die Bundeswehr stationiert. Alle drei Orte hatte ich, im „Pressetross“ des damaligen Entwicklungsministers Dirk Niebel (FDP), besucht. Damals war es im Norden des Landes relativ „friedlich“; es gab in Masar-i-Sharif und Faisabad kaum Anschläge; Kunduz allerdings war schon damals gefährlicher. Niebel und die ganze Delegation standen unter dem Schutz der Bundeswehr, dazu auch noch eigene Leibwächter für den Minister.

„Terrorschach“ für nur € 189,00, feilgeboten im Flughafen Kabul, 25. Juli 2010

Im Jahr vorher war ich schon einmal in Afghanistan gewesen: Diesmal ohne Bundeswehr. Diese Journalistenreise war vom deutschen Entwicklungsministerium organisiert worden. Mögliche Weiterlesen

Wahlkampf-Nichtigkeiten – Tagebuch

Wahlkampf: Irgendwas ist immer, aber ist es interessant? Von Liminski über Grünen-Unterstützer BDI, Horserace-Journalismus bis zur „Welt“-Erkenntnis: Durch Erderwärmung sterben weniger Menschen an Kälte.

Es gibt jeden Tag irgendwas über den Wahlkampf. Wie sehr „Katholiban“ ist Nathanael Liminski, Armin Laschets derzeitiger Chef seiner Staatskanzlei in Düsseldorf? Klar, ein Aufreger, weil man ja nicht wissen kann, ob der irgendwie auch mal „Opus-Dei“-nahe Katholik Liminski sein „Mitleid“ für Homosexuelle aus dem Jahr 2007 immer noch hat oder ob er mittlerweile ein überzeugter, toleranter Zeitgenosse geworden ist, der eine solch alte, konservative, von der toleranten Lebenswirklichkeit bis hinein in seine CDU mittlerweile zu Recht überkommene Haltung abgelegt hat, vielleicht sogar innerhalb von anderthalb Jahren: Weiterlesen