„Die Griechen werden ihre Schulden nie zurückzahlen“ – aber wer sonst tut das?

Was mich an dem vielen, was über Griechenland gesagt und geschrieben wird, immer wieder frappiert, ist die Ahnungslosigkeit vieler, die die Lage des Landes und das Verhalten seiner Politiker kommentieren. Eine Meinung von vielen dieser sich genervt zeigenden Beobachter ist das resigniert-wütende: „Die Griechen werden ihre Kredite sowieso nie zurückzahlen – das Geld ist weg!“

Beispiel Neue Zürcher Zeitung 16. Juni 2015: „Ein Bondhändler meinte, allmählich sei man gegenüber Meldungen aus Griechenland abgestumpft. Zu oft seien Ultimaten verschoben, Tranchen erlassen und neue Zwischenfinanzierungen ermöglicht worden. Er glaube, dass sich die Erkenntnis durchgesetzt habe, dass Griechenland seine Schulden nicht zurückzahlen werde“.

Diese Sicht darauf unterstellt immer, dass anders als diese windigen Griechen alle anderen Staaten dieser Welt fleissig dabei sind, ihre Schulden abzutragen. Weiterlesen

„Dann warf der Hubschrauber eine 20-Kilo-Bombe“

1948 beschrieb George Orwell in „1984“ eine Diktatur, die Flüchtlingsboote bombardierte:

Orwell 1984 Seite 11

George Orwell „1984“, S. 11 (deutsche Übersetzung) 22. Auflage 1974

Diese Idee verdanke ich nicht einer neuen Lektüre des Romans nach vielen Jahren, sondern dem Tweet von „sphericon“:

„Sie haben nicht vergessen, dass wir eine neue Regierung sind?“

Talkshow mit vier Deutschen und einem „Psychopathen“
Yanis Varoufakis war bei Günther Jauch

Heute abend ist das geschehen, was ich mir in den letzten Tagen immer gewünscht habe: Dass die griechenskeptischen, schreibenden Kollegen einmal direkt auf das Objekt ihrer gelinde gesagt doch sehr scharfen Kritik treffen.

Nein, leider hatte Günter Jauch nicht Jan Fleischhauer eingeladen, der Yanis Varoufakis  seine Diagnose ins Gesicht hätte sagen können, er sei ein Psychopath.

Aber dafür war Ernst Elitz gekommen, der immer noch von seinem Weiterlesen

Von „gierigen“ und „wahnsinnigen“ Griechen – Journalismus kann sehr dunkel und eklig sein…

Ein „Zwischenruf“ von mir heute vormittag in „hr-info“.

Ich muss sagen: ich  (selber ja Journalist) fühle mich zunehmend unwohl, wenn ich die Zeitung aufschlage oder im Internet Kommentare zu Griechenland lese.

Manche haben da, finde ich, in den letzten Tagen den Pfad der journalistischen Tugend mutwillig verlassen.
Jan Fleischhauer zum Beispiel hat bei Spiegel Online geschrieben, er halte Alexis Tsipras und Finanzminister Varoufakis mittlerweile für einen Fall für den Psychiater. Alles deute darauf hin, meint Fleischhauer, „dass Tsipras und seine Leute ihren Wahn nicht mehr unter Kontrolle haben“. Weiterlesen

„Ort unfassbaren Leids“ – vor 70 Jahren wurde das KZ Auschwitz befreit

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. 70 Jahre ist dies jetzt her. Etwa 300 Menschen, die das Lager überlebt haben und heute noch leben, werden am Gedenken in Auschwitz selbst teilnehmen. Politiker sollen dabei nicht das Wort ergreifen.

ARD-Polen-Korrespondent Henryk Jarczyk hat zu diesem Anlass mehrere Beiträge gemacht. Unter anderem ein kurzes Feature mit dem Titel „Auschwitz – Ort unfassbaren Leids“. Darin lässt er polnische Überlebende des Massenmordes zu Wort kommen. Dazu erinnert er an den Todesmarsch, zu dem die SS die Insassen gezwungen hatte, als die Rote Armee dem Lager immer näher kam. Und schließlich hat Henryk Jarczyk die „Konservatoren von Auschwitz“ besucht – Wissenschaftler, die auch heute noch akribisch Weiterlesen

Ein frohes Neues Jahr 2015

Antilope Silvester 2014_cropEin frohes Neues Jahr 2015!

(Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass ab jetzt bis zum 25. Januar eine eklige „Pleitegriechen“-Kampagne der „Bild“-Zeitung bevorsteht, kann ich mich nicht uneingeschränkt aufs neue Jahr freuen. Dass sie bevorsteht, ist fast sicher: Schon gestern hat Paul Ronzheimer seine Hetze wieder aufgenommen: https://twitter.com/MichPant/status/549853051952320512/photo/1)

Selbsternannte Gedanken über „selbsternannt“

Das Wort ist von seinen Benutzern als schwere Herabsetzung gemeint; es  gibt sich die Anmutung, den Kritisierten in seiner Motivation zu entlarven. Es trifft aber fast immer voll daneben, weil es eigentlich gar kein Vorwurf ist:

„Selbsternannt“.

Das Wort erstaunt mich durch seine ausgesprochene Nicht-Prägnanz.

„Die Sprecher des Netzwerks, die Bundestagsabgeordneten Eva Högl und Martin Rabanus, hatten die ’selbsternannte Parteilinke‘ aufgefordert, ‚in die ‚Niederungen‘ der politischen Arbeit zurückzukehren, anstatt sich im Sandkasten um Förmchen zu streiten.'“ (n-TV 17.11.2014)

Weiterlesen