Ein Versuch in Politischer Unkorrektheit
Gut, dass es die Achse des Guten gibt. Diese analysestarken und scharfzüngigen Menschen sind letztlich die einzigen denkenden Menschen in diesem Lande, die es schaffen, das unwesentliche in unserem verblödeten öffentlichen Diskurs beiseite zu räumen und unseren Blick auf das zu lenken, was wirklich zählt. Was uns wirklich bewegen sollte, welche Gefahren für den Fortbestand unserer demokratischen und rechtsstaatlichen Errungenschaften drohen. Und unserer deutschen Nation.
Dazu braucht es Mut, unkonventionell und mutig gegen den Strich zu bürsten. Intellektuelle Wagnisse einzugehen. Sich nicht von kontaminierten Begriffen davon abhalten zu lassen, dem Wesentlichen, dem Eigentlichen, dem Zentralen auf den Grund zu gehen – letztlich: die geschundene Wahrheit zu entdecken – soweit das möglich ist.
Der geistig bequeme, ängstliche Mensch, schon gar kein Mainstream-Schreiberling, würde sich niemals trauen, im Zusammenhang mit Menschen, die vor einem Krieg oder Armut geflüchtet sind, die furchtbares erlebt haben, die der Hölle von Aleppo entkommen sein könnten, mit dem Begriff „Krätze“, mit Ungeziefer (winzige Milben rufen die Krätze hervor) in Verbindung zu bringen. Der mutige Politisch Unkorrekte tut genau das – und lässt sich nicht von der Nazi-Keule niederstrecken.
„Ungeziefer“ – der schnell urteilende Political Korrekte fragt in seiner überheblichen Art natürlich gleich: „Was macht man mit Ungeziefer? Vernichten!“ Gähhhn! Ei wie ist er menschlich, unser kleiner Humanist. Wie schwerkritisch christlich human. Setzt sich für die Schwachen ein, aha, haha. Flüchtlinge, jaja, die habens schwer. Ich habs auch schwer. Kann ich was dafür, dass wir hier bei uns keinen Krieg haben? Und was war mit Köln?
Dabei ist es doch ein virtuoses Umkreisen eines Motivs, das sich billigem Moralisieren entzieht: die grüne Fraktionschefin Katrin Göring-Eckhardt sprach im letzten Jahr über die Flüchtlinge und sagte, es seien Menschen, die uns geschenkt werden. Das Motiv von „KGE“ (wie sie in flüchtlingsfeindlichen Kreisen fast liebevoll genannt wird) hat der AchGut- und Welt-Kolumnist jetzt literarisch weiterentwickelt: Wir bekommen Krätze “geschenkt“. Feine Ironie. Geistreiche Anspielung. Krätze – Menschen – Flüchtlinge – da haben wir doch ein Assoziationsfeld geschaffen, mit wenigen Andeutungen, die wir verständigen, blog-gebildeten Intellektuellen verstehen. Und die gerade auch wir gebildeteren Denker – wenn wir nicht zufällig zu den von ihrer überkommenen und verlogenen Humanität besoffenen linken Moralaposteln gehören – sehr zu goutieren wissen.
Flüchtlinge – Krätze: Man traut es sich kaum, in dieser von Denkverboten verminten Republik diese Wahrheit auszusprechen. Nur wenige trauen sich das. Danke, www.achgut.de! Denn: ist es nicht genau dieser Zusammenhang, der letztlich das zentrale ausmachen sollte, wenn wir an Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Somalia usw. denken? Flüchtlinge – Krätze? Danke für dieses Geschenk! Das wird man ja wohl nochmal sagen dürfen!
(und jetzt wird mir ein wenig Angst und bange vor mir selbst…)