Humorkunde: Hefte raus, Witzanalyse!

Ganz unerwartet fühlte ich mich heute an die Zeit 2016 erinnert, als es einen erbitterten Streit um das Schmähgedicht von Jan Böhmermann gegen Recep Tayyip Erdogan gab. „Was darf Satire?“, „Das ist keine Satire mehr!“, „Soll das Satire sein?“ etc. wurde damals darüber gerechtet.

Viele in Deutschland fanden damals die expliziten Inhalte von Böhmermanns Schmähgedicht rassistisch; sahen darin eine herabwürdigende, schmähende Menschenfeindlichkeit. Was es ja im Wortsinne auch unbestritten war. Aber eben nicht im Sinne des Gemeinten. So ist das bei Satire, und so oder ähnlich ist es eben bei allen irgendwie uneigentlichen Texten, in denen das vordergründig gesagte hintergründig etwas ganz anderes meint.

Manches wiederholt sich als Farce. Das war jedenfalls heute mein Gefühl. Das Bundespresseamt hat zwei Videos veröffentlicht, in denen im Jahr 2070 einmal ein alter Herr, einmal ein altes Ehepaar auf das Jahr 2020, das Jahr der Pandemie zurückblicken. „Wir waren Helden“, sagen sie, weil sie damals einfach zu Hause blieben und faulenzten. Inszeniert im TV-Genre der History-Doku, mit Zeitzeugen, die von damals erzählen.

Und erneut geschah etwas, von dem ich nicht sicher bin, ob das vielleicht wirklich nur in Deutschland geschehen kann. Deutsche haben keinen Humor, sagen viele. Und wenn doch, dann nuhr eine holprige, verdruckste, verklemmt schlüpfrige Witzischkeit, bar jeder Eleganz, jedes Augenzwinkerns, jeder Selbstironie. Deutscher Humor ist jedenfalls kein Exportartikel, wie der britische.

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